Eine bewegte Schiffsgeschichte – 1905 bis 2023

Die ZUVERSICHT ex ELSE wurde 1905 in Nyborg/Dänemark aus Eichenholz gebaut. Ihr Stapellauf erfolgte am 3. September 1905 bei Fløytrup & Schmidt in Nyborg. Sie ist einer jener legendären “Yacht-Schoner” (berühmt als Marstal-Schoner), die damals zu Hunderten im Frachtverkehr unter Segeln zwischen den europäischen Küsten und auch nach Übersee fuhren. Robust und dauerhaft mussten diese Schiffe sein, seetüchtig und mit einer kleinen Mannschaft leicht zu segeln.

Stapellauf eines Yachtschoners in Nyborg

Die ZUVERSICHT wurde als Steinfischerfahrzeug verwendet und holte Material für den Hafenbau vom Grund der Ostsee. Für viele Schiffe war dies der letzte Dienst, bevor sie auf der Abwrackwerft landen. Es spricht für die Qualität ihrer Konstruktion und die Festigkeit ihres Baumaterials, dass die ZUVERSICHT diese harte Zeit überstanden hat.

Unser 115 Jahre alte Schoner ist einer der letzten Vertreter der frachttragenden Berufsschifffahrt des 19. Jahrhunderts im Ostseeraum und damit lebender Zeuge einer über hundert Jahre alten Geschichte und Kultur dieser Region.

Marstal um 1912

Aus dem Logbuch

Ölgemälde der ELSE 1905, aus dem Wohnzimmer der Nachfahren des ersten Eigners

1905 als ELSE bei Fløytrup & Schmidt in Nyborg/Fyn für N.P. Nielsen, Nyborg mit Schonertakelung erbaut und zu 52 BRT vermessen. Rufzeichen NPFG, Schiffsführer L.P. Jensen, Nyborg

Urkunde anlässlich des Anteilskauf des Schiffsführers L.P. Jensen

1914 an A.Kold, Lohals verkauft und in ELLIDA umbenannt. 1915 bis 1943 unter gleichem Namen und mit gleichem Eigner in der Schiffsliste

ELLIDA af Lohals, Foto: Marstal Museum

Am 19. März 1915, von Hornbæk ausgehend mit Holz nach Randers bestimmt. Wegen flauen Wetters von Motorboot geschleppt, dabei auf Grund gelaufen. Bei sinkendem Wasserstand und aufkommendem Starkwind leck geschlagen. Besatzung gerettet. Am 31. März durch Svitzer abgeborgen.

1922 Einbau eines Motors von 36 indizierten PS.

Postkarte der ELLIDA aus den 20er oder 30er Jahren, Foto: Marstal Museum

1934 Änderung des Rufzeichens in OURK

1938 Motor jetzt mit 52 PS

ELLIDA im Hafen von Lohals im Februar 1939, v.l.n.r.: ELLIDA – LAURA – ZEPHYR – MARS – SARA – ARGUS – LYRA – SKIBLADNER II, Foto: Marstal Museum

1943 Eigner nunmehr L.V.Kold, Lohals

1946 Als SYDFYN vorübergehend von der Reederei A.E.Sørensen, Svendborg beeignet

1948 Namensänderung in ELLIDA, neuer Eigner J.O. Lassen, Hadsund

1949 Verkauft an J.V.Rysz, Hadsund, umbenannt in KARL JOHAN, ab jetzt als Galeasse klassifiziert, somit also vom Schoner zum Anderthalbmaster niedergeriggt.

1949 verkauft an A.E.R. Hansen, Mariager, Name nunmehr WØRNA

1960 verkauft an N.H.Jensen, Hadsund, Umbenennung in ERNI. Nur ein Mast war übrig, das Schiff wurde als Yacht registriert.

1965 verkauft an G. Jensen, Veilby, umbenannt in CLEO, Heimathafen Grenaa. Ende der Nutzung als Frachtschiff und Umbau für die Passagierfahrt mit Sportfischern.

1967 verkauft an Schiffshändler F.F. Larsen, Helsingør, Heimathafen Hornbæk, ab 1969 Helsingør. ab 1967 mit dem Vermerk „eingerichtet für mehr als 12 Passagiere“. Diese Kennzeichnung findet sich in den Listen bis 1980 und ist in Verbindung mit der Nutzung als „Lystfiskerskib“, zu deutsch Angelkutter, zu sehen

CLEO aus Helsingor im Jahr 1970, Foto: Marstal Museum

1972 im Rahmen einer Zwansgauktion erworben von P.Rasmussen, Smedeby bei Kruså, Heimathafen Egernsund. Für 100 000 Kronen in Gilleleje repariert, als Angelfahrzeug auf der Flensburger Förde genutzt.

Im November 1974 an I/S Skjold, Lyngby vekauft, neue Motorisierung mit 160 PS.

1976 Umzug der Eigner nach Nærum, neuer Heimathafen Vedbæk

1980 letzter ermittelbarer Eintrag: CLEO, Heimathafen Vedbæk, 49 BRT, Eigner Rederiet Skjold, Nærum. Das Schiff wurde als Lustfischerei im Øresund genutzt.

Einige Jahre wurde das Schiff zum Verkauf angeboten, u.a. war die Gemeinde Ballerup in Verhandlungen, das Schiff als Jugendschiff zu kaufen. Da dieser Plan nicht umgesetzt werden konnte, entfernte die Reederei den Motor uns andere wertvolle Gegenstände und verkaufte den Rumpf an Michael Kiersgaard in Troense. Von ihm erhielt das Schiff ein neues (original getreues) Rigg und weitere Umbauten. Die Arbeiten am Rumpf fanden in Rudkøbing/Langeland statt.

Nachdem in Dänemark kein Käufer gefunden wurde, wurde das Schiff im März 1980 nach Deutschland verkauft.

Das Schiff wurde Anfang der 1980er Jahren mit großem Aufwand (rund 2 Mio. Kronen) restauriert, der Kielsprung wurde behoben und es wurde zu einem Jugendschiff umgebaut. Eine leistungsstärkere Maschine und ein Dieselgenerator wurden installiert. Über 10 Jahre fuhr die ZUVERSICHT für das Christliche Jugenddorfwerk Deutschlands e.V., später noch jahrelang im Verbund mit privaten Eignern. 

Im Herbst 2001 übernahmen wir, der Verein Jugendsegeln e.V., das Schiff und führten eine Grundüberholung durch. Nun segeln wir die ZUVERSICHT mit Jugendgruppen auf Nord- und Ostsee.

Im Herbst 2023 haben wir uns zusammen mit den Urenkeln des ersten Skippers von der ZUVERSICHT verabschiedet. Wenige Wochen nach ihrem 118. Geburtstag wurde sie abgewrackt. Für die erforderliche Sanierung konnten trotz mehrerer Jahre ehrenamtlicher Arbeit nicht genügend Mittel eingeworben werden.

Quellen:
Danmarks Skibsliste, Jahrgänge 1906-1980
Dansk Søulykkestatistik 1915, S. 30 f.
Kaj Lund, Vinden er vor, 1981, S. 155ff (ISBN 8741834062)
Ole Mortensøn, Lohals Søfart. Fra skipperby til feriested, Langelands Museum, 2009, S.212 (ISBN 9788788509397)
Paul Wrøbell, Interview 3. Juli 1987 , Radio Østfyn, Nyborg Lokalhistoriske Arkiv